Pierre François Lubin wird im Jahr 1784 im Alter von 10 Jahren Lehrling bei Tombarelli,der Meister Parfümeur aus Grasse. Einige Jahre später kommt er nach Paris, um seine Lehrzeit im renommierten Unternehmen des Hofparfümeurs Fargeon abzuschließen. Sein Ziel ist es, sich derim 15. Jahrhundert gegründeten Parfümeursgilde anzuschließen.
Diese erfreute sich damals eines wachsenden Prestiges,denn seit der Regierungszeit Königs Louis XIVerzielte die Hygiene in Versailles große Fortschritte. So wurden hinter den Mauern des Schlosses allmählich immer mehr Seifen, Parfüms und Kosmetikprodukte verwendet. Fargeon, der Parfümeur der Königin, geht deshalb häufig im Schloss von Versailles ein und aus, um Königin Marie Antoinette seine Zubereitungen zu bringen.

240px Marie Antoinette Young2Das 18. Jahrhundert war in Ganz Europa von einem erwachenden Bewusstsein für Philosophie und Politik gekennzeichnet, das diese Epoche ihre Bezeichnung als «Zeitalter der Aufklärung» verdankt. Die Monarchie und der Absolutismus wurden immer mehr in Frage gestellt. Ab 1789 werden diese neuen Ideen im Volk verbreitet und die königliche Gewalt muss sich den Volksaufständen beugen und weicht einer vom Volk gewählten Nationalversammlung, in der im Laufe der Zeit die radikalsten Vertreter alle Macht an sich reißen. Die immer stärker kontroversierte königliche Familie ist im Inneren dieser neuen politischen Ordnung im Pariser Chateau des Tuileries gefangen, während an den Grenzen Krieg droht. In diesem vom Geist der Revolution geprägten Paris bleibt Hofparfümeur Fargeon trotz allem Königin Marie-Antoinette treu und liefert ihr weiterhin seine Zubereitungen. Darunter sein berühmtes «Eau de Toilette», eine alkoholhaltige Zubereitung, die bei der morgendlichen Toilette auf die Haut aufgetragen wird und der Königin den ganzen Tag hindurch zu dem am Hof vielseits beneideten frischen Teint verhilft. Der junge Lehrling Lubin kopiert sorgfältig die Rezepturen seines Lehrmeisters: und er wird sich an diese Kosmetikessig-Rezeptur erinnern, als er sich etwas später, im Jahr 1798, in der Rue Saint Anne niederlässt und dort sein Eau de Toilette herausbringt, dem er seine Berühmtheit verdanken soll. Die Tochter von Königin Marie-Antoinette, Maria Theresia von Frankreich, wird es nach ihrer Rückkehr aus dem Exil im Jahr 1815 als Herzogin von Angoulême rasch auf ihrem Hof einführen und ernennt Lubin zum Hoflieferanten des Herzogs von Angoulême.lubin black jade

Doch der junge Lubin interessiert sich auch für ein geheimnisvolles Parfüm, das die Königin bei Jean Louis Fargeon bei der Schaffung ihrer privaten Trianon-Gärten bestellt hatte. Die in seiner Rezeptur enthaltenen Rosen in Verbindung mit Jasmin aus Grasse erinnern selbstverständlich an diesen blumigen Garten, doch der Zusatz von Gewürzen und Edelhölzern aus fernen Ländern, von denen die Wanddekorationen von Versailles erzählen, bereichern den Duft um einige exotische Noten. Patschuli- und Sandelholz, Vanille und Zimt, Koriander und Kardamom, Weihrauch und Galbanharz werden aus Indien und den Übersee-Inseln Frankreichs herbeigeschafft. Dank dieser Essenzen wird der zunächst frische und blumige Duft weicher und wärmt die Haut der Königin. Er hinterlässt einen diskreten, eleganten und sinnlichen Hauch mit zarten Ambernoten. Dieses Parfüm begleitet die Königin in seinem kleinen schwarzen Jadeflakon vor Licht geschützt überall hin. Das lange Zeit verschwundene und heute wieder zum Leben erweckte Parfüm wurde bei Lubin bis in die 1930er Jahre als «Jardin Secret» bezeichnet, ohne dass ausdrücklich auf seinen Ursprung angespielt wurde. Wir haben ihm heute seinen Kurznamen aus vergangener Zeit, nämlich Lubin «Black Jade», wiedergegeben.

Diesen Namen kennen wir von einer engen Freundin der Königin, der letztere den schwarzen Flakon mit seinen altmodischen Duftnoten schenkte, als sie sich das letzte Mal sahen. Er beinhaltete den geheimen Garten einer Königin, die Erinnerung an glückliche Tage, an Frühlingsabende im intimen Kleinen Trianon von Versailles, weitab vom Prunk
des Hofes.

zu Lubin Black Jade

Foto: Martin van Meytens [Public domain], via Wikimedia Commons
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